
Als sie plötzlich mit diesem regenschirm in der Hand vor mir stand, begann ich zu schmunzeln. Wahrscheinlich dachte sie jemand wäre eingebrochen. Ohje,das war jetzt vielleicht kein besonders guter Start. Mir war klar, dass sie sicher dachte sie hätte mir nie etwas bedeutet, aber das ist nicht wahr. Ich hatte sie wirklich sehr gern. Aber ich nahm auch mene Aufgabe als Engel sehr ernst, weshalb ich einfach keine Zeit hatte mich zu melden und ehrlich gesagt, hatte ich auch nicht das Gefühl, dass sie darauf besonders viel Wert gelegt hätte. Egal war sie mir jedoch nie und das würde sie auch nie sein. Es tat mir weh zu sehen wie sie sich von allem abwendete was ich ihr gezeigt und sie gelehrt hatte. Dennoch wra ich mir sicher, dass sie ihre Gründe haben würde und genau diese wollte ich erfahren.
"Also..." Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Eigentlich bin ich nicht eingedrungen in dem Sinne, ich hab mir von deinem hausmeister aufschließen lassen. Der ist übrigens etwas zu vertrauensseelig wenn du mich fragst und rumgeschnüffelt habe ich auch nicht. Ich habe nur auf dich gewartet. Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt haben sollte." Lächelnd legte ich meinen Kopf etwas schräg und deutete auf den regenschirm den sie immernoch umklammerte als hätte sie Angst jemand würde sie jeden Moment attackieren. Davon dass sie an mir vorbei in die Küche ging, ließ ich mich nicht irritieren. Zielsicher folgte ich ihr einfach und lehnte mich gegen den Türrahmen. "Nein, eigentlich bin ich wegen dir hier." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah sie weiter mit sanftem Gesichtsausdruck an. Es tat gut sie widerzusehen, auch wenn sie nicht erfreut schien mich zu sehen und sie sich sehr verändert hatte. Ich war mir sicher, dass sie einiges durchmachen musste, sonst wäre sie jetzt nicht so abblockend und verschlossen. Fast so als hätte sie Angst man könnte sehen wie verletzlich sie eigentlich war. Ich wusste das war sie, egal was sie mir erzählte. Ja, eventuell sollte ich mich dann dafür schämen sie im Stich gelassen zu haben und dennoch hatte sie auch nicht genug Vertrauen um von selbst zu mir zu kommen, wenn sie Hilfe brauchte. Ich hätte doch immer ein offenes Ohr für sie gehabt und ich dachte sie hätte das gewusst, doch vielleicht irrte ich mich da. "Es ist schön dich zu sehen. Auch wenn das nicht auf gegenseitigkeit beruht.", merkte ich dann an. Wahrscheinlich würde sie mir das sowieso nicht glauben, auch wenn Lügen wirklich nicht mein Ding waren. Ja, ich hätte sie nicht so sich selbst überlassen sollen, aber auch Engel waren nicht perfekt. Niemand war das. Mir war nicht bewusst, dass sie das verletzte, wenn es das denn tat. Jedenfalls hatte es den Anschein.

In der Küche angekommen, legte ich meine Selbstverteidungswaffe behutsam auf den Tisch und holte mir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. Es war schon ein Schock ihn nach Jahren mal wieder zu sehen. Nur schade das er nur wegen einem neuen Auftrag hergekommen war.. wäre dies nicht der Fall gewesen hätte ich ihn nie wieder gesehen. Dessen war ich mir sicher. Noch ein Grund sich einen guten Tequila hinterzukippen. Sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht lange ausgehalten ohne loszuheulen. Wie armseelig wäre das denn gewesen?
Als er den Hausmeister erwähnte schnaubte ich nur verächtlich. "Der Spinner würde Bonnie und Clyde höchst persönlich in meine Wohnung lassen. Ich glaube er wird langsam senil. Ich meine so gutgläubig kann nun wahrlich keiner sein." Ich schwenkte mein Glas ein wenig hin und her. "Oder der 'Herr' hat sich wieder was neues einfallen lassen um mich zu schikanieren.", fügte ich schulterzuckend hinzu und kippte auch dieses Glas hinunter. Schon ging es mir viel besser. Ich steltle das Glas auf den Tresen und sah skeptisch zu ihm rüber. "Du bist also wegen MIR hier ja?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Noch immer hatte ich meine Kellnerkleidung an und machte einen übertrieben höflichen Knicks. "Verzeihung. Hätte ich gewusst welch hohen Besuch ich heute noch haben würde, hätte ich mich natürlich ein wenig festlicher gekleidet.", sagte ich sarkastisch und grinste leicht.
Was wollte er hier? Jahrelang hatte es ihn einen Dreck interessiert wie es mir ging oder was ich tat. Und nun kam er her. Wegen mir. Und wollte mir erklären, dass es ihn freute mich wiederzusehen? Ich fühlte mich ein wenig verarscht. Ich wandte mich dann leicht von ihm ab und versuchte nicht loszuheulen. Musste er unbedingt herkommen? Es tat weh ihn zu sehen.. nach allem was war und nach dem was nie sein wird. Aber als ich den Himmel verlassen hatte, hatte ich mir geschworen so eine Schwäche nicht mehr zuzulassen. Ich atmete ein paarmal tief durch und drehte mich dann wieder zu ihm um.

Egal wie sehr sie sich bemühte es zu verstecken, ich konnte ihre Traurigkeit fühlen. Es gefiehl mir nicht wie sie mit Alkohol versuchte ihre eigenen Gefühle zu verdrängen. Sowas ging doch nie gut aus, für sie schon gar nicht. Ehrlich gesagt fand ich es armseeliger sich zu besaufen, statt zu seinen Gefühlen zu stehen, aber das war wohl Ansichtssache. Ich war auch nicht hergekommen um über sie zu urteilen, sondern um ihr zu helfen und für sie da zu sein. Nicht nur weil Gott es so wollte, ich selbst wollte es auch. Erst einmal nichts sagend beobachtete ich sie nur reglos. Sarkasmus - die Sprache der verletzten Seelen, wie ich sie gerne nannte.
Erst als sie sich von mir abwendete, ließ ich meine Arme wieder sinken und lief ein paar Schritte auf sie zu bis ich ganz nah bei ihr stand. War sie nur meinetwegen so verletzt? Das konnte ich mir irgendwie gar nicht vorstellen. "Ich glaube du vergisst, dass ich einfach sehr überzeugend sein kann, wenn ich will. Und wie ein Schwerverbrecher sehe ich ja nun auch nicht unbedingt aus.", antwortete ich fast schon flüsternd auf die Sache mit dem Hausmeister. Aber es stimmte schon, es war ziemlich leicht ihn zu überzeugen. leise seufzend legte ich eine Hand vorsichtig an ihren Arm und drehte ihr Gesicht wieder zu mir, damit sie mich ansah. "Meinst du nicht wir kennen uns nun lange genug um ehrlich miteinander sein zu können?", wollte ich wissen während ich ihr langsam das Glas aus der Hand nahm. Hier stand doch nicht irgendein Fremder vor ihr, ich war immernoch ich. Egal wie lange wir uns nicht gesehen hatten und eigentlich standen wir uns mal ziemlich nahe, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte.
"Ich weiß nicht wer oder was dich so verändert hat. Ich erwarte auch gar nicht, dass du Luftsprünge machst mich zu sehen. Alles was ich will ist eine fair gemeinte Chance. Ich bin nicht gekommen um dich zu verletzen oder zu quälen. Auch nicht um dir vorzuschreiben wie du dein leben zu leben hast, ich will einfach nur..wissen was passiert ist." Natürlich war ich auch gekommen, weil Gott mich darum gebeten hatte, aber das war eher nebensächlich für mich. Sie war mir wichtig und ich wollte nicht dabei zusehen müssen wie sie früher oder später in der Hölle schmorte. Denn dann konnte ihr absolut niemand mehr helfen, nicht einmal Gott persöhnlich. Wie hätte ich das jemals mit meinem Gewissen vereinbaren können? So sehr sie vielleicht auch das Gefühl hatte ich hätte sie im Stich gelassen, das konnte ich nicht zulassen.

Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. "Keine Sorge. Als ob ich soetwas vergessen würde.", gab ich dann zurück und stellte die Flasche Tequila zurück. Er konnte manchmal echt arrogant sein.. Ich schüttelte nur den Kopf und musste bei seiner Aussage, dass er ja nicht wie ein Schwerverbrecher aussah fast lachen. "Nein. Du siehst wie ein 'Engel' aus." Ich lehnte mich gegen den Schrank und verschränkte die Arme. Als er mich dann auch noch berührte zuckte ich leicht zusammen und zog den Arm weg. Mir war ein wenig Abstand schon lieber. Ich wollte nicht, dass irgendwelche Gefühle ihm gegenüber wieder hochkommen. Dafür hatte es zu sehr wehgetan.. Er war nach meinem Tod immer für mich da gewesen. Wir hatten fast jede freie Minute miteinander verbracht. Er hatte mir alles gezeigt was notwendig war. Klar hätte ich mir damals irgendwann mehr erhofft. Aber in seinen Augen war ich doch immer nur ein kleines dummes Mädchen gewesen. Einmal hatte ich sogar mitbekommen wir er mit einer "Bekannten" über mich geredet hatte.. Ich glaube das war auch der Tag gewesen an dem ich aus dem Himmel abgehauen bin. Aber das würde ich vor ihm natürlich nie zugeben. Sollte er doch machen was ihm Spaß machte. Ich wollte nur einfach nicht mehr dabei zusehen.
Ich ging dann zu dem kleinen Tisch rüber und setzte mich auf einen Stuhl.
"Worüber willst du denn reden?", fragte ich dann. "Was mich verändert hat?" Er verstand auch rein gar nichts. Hatte er noch nie. "Nur so zum mitschreiben. Ich habe nicht vor in naher Zukunft oder irgendwann mal zurück in den Himmel zu kommen. Also kannst du dir deinen Atem sparen. Verschwende nicht deine Zeit. Ich wette du hast was besseres mit jemandem nicht so Verdorbenes wie mir zu tun.", sagte ich und griff dann nach meiner Jacke. Ich musste hier raus, sonst würde ich noch anfangen zu heulen. Ich stand dann wieder auf und ging an ihm vorbei nach draußen. Kurz hielt ich inne um und drehte mich leicht zu ihm. "Vielleicht ist das kleine dumme Mädchen einfach nur endlich erwachsen geworden..", sagte ich leise, ging dann raus und knallte die Tür hinter mir zu.

Seufzend beobachtete ich wie sie mich nur ein weiteres Mal von sich weg stieß. Ich ließ sie einfach. Sie zu etwas zu drängen würde es auch nicht bringen. Was sollte ich tun, wenn sie anscheinend einen regelrechten Hass gegen mich entwickelt hatte? Zaubern konnte selbst ich nicht. Sie wunderte sich darüer, dass ich nichts verstand dabei war sie es doch die in Rätseln sprach und nicht ich. War es da ein Wunder, das sich nichts verstand? Mir sagte ja niemand irgendetwas.
Seufzend raufte ich mir die Haare nachdem sie wütend verschwunden war. Nun war ich wirklich erst einmal ratlos, was eher selten vorkam. Da fragte man sich doch warum ausgerechnet ich sie zurückholen sollte. jemand anderes hätte sicher mehr Erfolg gehabt. Ich hatte absolut keine Ahnung wie ich an sie heran kommen sollte, Ein bisschen fühlte ich mih als wäre ich der Vater eines Teenagers der gerade mitten in der Pubertät steckte und seine Eltern nicht mehr an sich heran ließ. Ein merkwürdiger Vergleich und doch in gewisser Weise zutreffend. Was meinte sie mit kleines dummes Mädchen? Das war sie nie für mich gewesen und mit erwachsen werden hatte das für mich auch nichts zu tun. Aus dieser Aussage wurde ich also ebenfalls nicht schlau. Ob sie nun zurück in den Himmel kehren würde oder nicht, war mal dahin gestellt, aber darum ging es mir gar nicht so sehr. Auch wenn ich mich fragte was sie stattdessen vor hatte. Lieber die Ewigkeit in der Hölle verbringen und Qualen für immer und ewig erleiden? Schien mir keine sehr schlaue Entscheidung zu sein. Sie konnte nicht ewig hier auf der Erde leben, als wäre sie ein normaler Mensch, das müsste sie eigentlich wissen.
Nun gut, hier herumzustehen brachte mich auch nicht weiter. Erneut seufzend sah ich aus dem Fenster. Es war spät und es regnete und sie hatte weder ihren Schlüssel noch ihren regenschirm mitgenommen. "Schusselig wie immer.", murmelte ich zu mir selbst, was doch ein leichtes Lächeln auf meine Lippen zauberte. Sie wollte mich vielleicht nicht sehen, aber mich davon abhalten ein wenig auf sie Acht zu geben, konnte sie nicht.
Schnell griff ich nach ihrem Schlüssel und dem Regenschirm und rannte ihr nach wobei ich dir Tür hinter mir erneut zu schmiss.



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